Günter und Luise Auferbauer • Tourentipp Nr. 1067

Die drei nachgenannten Themenwege nennen wir "empfehlenswert". Wobei der Pilgerweg und der Theaterweg jeweils zusätzlich das Prädikat "professionell ausgestattet" zugesprochen erhalten. Hingegen haftet dem Erz-Wanderweg ein Flair an, das wir "herb" empfinden, jedoch vereinbar mit dem Sujet: Objekte aus dem Frühstadium der Montanindustrie entstammen einer herben Arbeitswelt. Die drei Themenwege könnten, am Inhalt verglichen, nicht gegensätzlicher sein. Der daraus wirkende Dreiklang symbolisiert die Vielfalt der Steiermark. Möge der Zugang zum Inhalt der Themenwege allen Schuhgrößen gefallen.

1. Pilgerweg der Weltreligionen

Interessant sind die Zusammenhänge zum Entstehen, Entwickeln und schließlich zum Fortbestehen des Pilgerweges. Die zuvorderst den großen Religionen gewidmeten Kunst-am-Berg-Objekte – allesamt entstanden aus interaktiven, einander ergänzenden Impulsen – wirken nachhaltig, im Sinne einer breit angelegten Ökumene, wertfrei gereiht: sichtbar gemacht an Davidstern, Dornenkrone, Feuer, Gebetsfahnen, Regengott, Sonnengott, Yogasitz. Gleichermaßen wertfrei gewidmet: Buddhisten, Christen, Hinduisten, Indianern, Juden, Muslimen, Mystikern, Sikhs, Taoisten – objektiv umfassend ausgedrückt, jedem glaubenden Menschen.
Zum Projekt: Beherzte Menschen bürgerlichen Standes verbanden sich mit internationalen Kunstschaffenden. Daraus entstand dieses einzigartige Themenweg-Projekt. Der "Pilgerweg der Weltreligionen" enthält hundert Facetten und wirkt dennoch gleich einem Solitär, weil einzigartig in seiner Art spirituell unterlegter Symbiose im Spannungsfeld (scheinbar) diametraler Richtungen in der Gott-Suche. Bereits lange Zeit vor der Christianisierung der Obersteiermark war diese von Slawen besiedelt; sie verehrten "Swiatowid", woraus folgendes Wort sich ableitet: "Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg."

Am Projekt-Erfolg tragen viele Namen mit. In selbstloser Weise wirken all die gleichgesinnten Mitglieder der Alpenvereinssektion Rottenmann auch zum Wohl der Öffentlichkeit zusammen. "Altruismus" heißt die Basis des Pilgerweg-Projekts. Derart fundiert, mündete unsere Exkursion vom 16. Juli 2016 in eine wahre Fundgrube: Unser Freund Karl Schnuderl, Vorsitzender der Sektion Rottenmann – zusätzlich ein weltgereister Bürger und um so mehr adäquat bodenständig –, weiß zu jeder der Pilgerweg-Stationen profunde historisch relevante Zusammenhänge samt ebensolcher Hintergründe. Wie spannend!

Einführend zum Pilgerweg steht eine vor rund 150 Jahren gefasste Erkenntnis eines Inders: "Ich sehe überall Menschen, die sich im Namen ihrer Religion streiten. Ich habe alle Religionsbräuche geübt ... und ich habe gefunden, dass es derselbe Gott ist, zu dem alle Menschen streben, wenn auch auf verschiedenen Wegen."
Szenenwechsel zur profanen Ebene: Der Pilgerweg und die relativ neue Rottenmanner Hütte (1649 m) ergänzen einander. Um so mehr, da die Schutzhütte vorzüglich bewirtschaftet wird von Inka und Gerry. Das Umwelt-Gütesiegel bürgt zusätzlich für die Hütten-Qualität. Die ursprüngliche Rottenmanner Hütte stand in 1580 m Seehöhe, war anno 1953 errichtet worden und wurde am 30. Jänner 1982 infolge einer Lawine zerstört, jedoch kam niemand zu Schaden. Auf Höhe der seinerzeitigen Hütte steht, von Lärchen beschirmt, die Skulptur "Christus".
Der Wendepunkt des Pilgerweges liegt am Globuckensee (zirka 1770 m). In Verbindung mit dem Stein am Mandl (2043 m) lässt sich eine Rundstrecke formen.
Die Rottenmanner Hütte wirkt, faktisch ganzjährig, als ein "Dreh- und Angelpunkt" und wird entsprechend gern aufgesucht.

Infos

Ausgangspunkt: Parkplatz (zirka 1300 m) an der Talstation der Rottenmanner-Hütte-Materialseilbahn
Anreise mit dem Auto: in Rottenmann (Ausfahrt A 9) aus der Burgtorsiedlung Richtung Stadtwald, Schotterstraße zur Materialseilbahn
Anreise mit dem Zug: bis Bahnhof Stadt Rottenmann, Transfer bergwärts per Taxi, Fa. Lemmerer, +43 664 3459721
Einkehrstätte: Rottenmanner Hütte, +43 664 1462923 – www.rottenmannerhuette.at
Folder: "Pilgerweg der Weltreligionen im Wanderparadies der Niederen Tauern"; erhältlich auch in der Alpenvereins-Geschäftsstelle Graz, Sackstraße 16
Weg-Erhalter: Alpenverein Rottenmann


2. Theaterwege in St. Josef

In der Landeshauptstadt Graz tippen Wandergruppen gern auf dieses populäre Ausflugsziel und vereinbaren: "Wir treffen uns am Bahnhof ..." Das Theaterdorf St. Josef lässt sich wortecht zügig erreichen. Faktisch am Bahnsteig der S-Bahn-Station schließt der weiterführende "Theaterweg" an, verbindet zum Gasthaus Hitty, zugleich steht der erste potenzielle Orientierungspunkt in Sichtweite: Eine Übersichtstafel offenbart, wie vielfältig die Theaterwege-Strecken kombinierbar sind: im Uhrzeigersinn, gegen den Uhrzeigersinn, in Achterformen wie vom großen Teich rechts herum oder aus dem Dorf teichwärts; hinzu fügen sich kleine und große Rundwanderstrecken, ebenso individuell gestaltbare Spazierstrecken, auf den Punkt gebracht: Ausflüge zu jeder Jahreszeit. Welch ein großartig inszenierter Natur-Theater-Raum inmitten derart prächtiger Natur-Kulissen.
Die Wege im Bereich von St. Josef inspirieren alle Sinne. Das Kernstück des breit angelegten Themenweg-Netzes heißt "Erlebnisweg". Darin miteinbezogen sind interaktiv nutzbare Erlebnis-Stationen, u. a. ein offener Mund, Klangrohre, hier eine Plattform am Bächlein, dort eine Bühne am Waldrand.

Zusätzlich wahrnehmbar ist der mit Kunst-Objekten geschmückte Park am Schloss Rohrbach; der Schlosspark ist frei zugänglich.

Das Theaterdorf St. Josef dominiert, jedoch dient das Oisnitztal als Orientierungshilfe für erweiterbare Ausflüge aus Richtung Lannach oder in Richtung Wetzelsdorf und Alling-Tobisegg, wie im Wanderfolder und in der Freizeitbroschüre ersichtbar gemacht.

Infos

www.theaterdorf.at
Ausgangspunkt: S-Bahn-Station Oisnitz-St. Josef (322 m)
Anreise mit dem Zug: S-Bahn-Linie S61, Graz – Wettmannstätten – Wies-Eibiswald
Einkehrstätten: Hitty (Ruhetage: Dienstag, Mittwoch); Broadmoar (Ruhetage: Montag bis Mittwoch), Neumann (Ruhetage: Montag, Dienstag); im Ort: Theater-Café (Ruhetag: Dienstag); Josefiwirt
Nachlese:

  • Rother-Wanderführer "Steirisches Weinland", www.rother.de
  • Verkehrsverbund-Wanderfolder Nr. 30, "Lannach – Teichpark – Oisnitz" | Download
  • Verkehrsverbund-Freizeitbroschüre Nr. 550-4, "Entlang der S6 Koralmbahn und S61 Wieserbahn" (Seiten 30–33, samt Karte H) | Download

Weg-Erhalter: Gemeinde St. Josef (Weststeiermark)


3. Der Erz-Wanderweg

Die erste Eisenbahn in der Steiermark wurde im Bereich Präbichl – Vordernberg errichtet. Dieselbe Bahnanlage enthielt zwar mechanische Hilfsanlagen, jedoch wurden auf den ebenen bis leicht fallenden Trassen die Erzwagen mit Muskelkraft bewegt bzw. unterstützt. Die Gesamtanlage hieß "Dulnigsche Erzförderbahn"; diese war von 1831 bis 1892 in Betrieb. Entlang der montanhistorisch bedeutsamen Strecke verläuft der "Erz-Wanderweg": ab dem Präbichl, entlang der Laufstraße, zu den Grundmauern des ersten Erzmagazins. Sturzschächte, Horizontalbahn-Abschnitte, die Trasse am Glaslbremsberg (nachfolgend war eine Station der Erzberg-Zahnradbahn "Glaslbremse" genannt gewesen) und anschließende Horizontalbahnen ermöglichten technisch effizient unterstütztes Transportieren des Erzes zur "Laurenziröst" sowie zu den Hochöfen bzw. Radwerken im Ortsbereich Vordernberg.

Mit Inbetriebnahme der Erzberg-Zahnrad-Dampfbahn anno 1892 endete zeitgleich der Betrieb auf der Dulnigschen Erzförderbahn. Infolge Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken im Gesäuse und über den Schoberpass Richtung Leoben und Donawitz wurde 1974 der Betrieb der Erzberg-Zahnrad-Dampfbahn (Vordernberg – Präbichl – Eisenerz) eingestellt.

Am Erz-Wanderweg sind Epochen dokumentiert in Zusammenhang mit dem "Steirischen Brotlaib": Die Arbeitsweise am Erzberg und das Transportwesen haben sich grundlegend verändert. Innerhalb des Marktes Vordernberg stehen zahlreiche montanhistorisch wertvolle Objekte. Die Kronzeugin heißt "Stille", aber diese beglückt de facto niemand.

Infos

Ausgangspunkt: Haltestelle "Präbichl Passhöhe" (1200 m), RegioBus 820, Leoben – Vordernberg – Eisenerz
Anreise mit dem Auto: über Traboch (Ausfahrt von A 9) und Trofaiach bis Vordernberg; am Hauptplatz parken; Weiterfahrt mit RegioBus 820, in Richtung Eisenerz
Anreise mit Zug und Bus: am Hauptbahnhof Leoben umsteigen zum RegioBus 820, in Richtung Eisenerz
Einkehrstätten: an der Laufstraße die "Latschen-Stub’n" (Ruhetage: Mittwoch, Donnerstag); in Vordernberg "Schwarzer Adler" (Ruhetag: Mittwoch)
Nachlese: Verkehrsverbund-Wanderfolder Nr. 81, "Erz-Wanderweg, Präbichl – Vordernberg" | Download
Weg-Erhalter: Gemeinde Vordernberg


Generelle Infos für Anreise

ServiceCenter der Verbund Linie Graz, Jakoministraße 1; +43 (0)50 678910 • Auskünfte, Beratung, Fahrkarten und vieles mehr. Kostenlose Abgabe von Freizeitbroschüren und Wanderfoldern.
BusBahnBim-Auskunft • Fahrplanauskünfte ab der Haustür, www.verbundlinie.at
Verkehrsverbund Steiermark • Herausgeber der Folderserie "Wandern mit Bus und Bahn" sowie der Freizeitbroschüren-Reihe "Auf Schienen in die Freizeit". Alle Produkte, einschließlich PDFs und GPS-Tracks, downloadbar auf www.verbundlinie.at/freizeit


Abkürzungen: Mo = Montag, Di = Dienstag, Mi = Mittwoch, Do = Donnerstag, Fr = Freitag, Sa = Samstag, SoFei = Sonn- und Feiertag
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